»Falcone«: Zum 25. Jahrestag des Attentats auf Mafia-Richter Giovanni Falcone ist Nicola Sanis Kammeroper in der Regie von Benjamin Korn ab dem 28. April an sieben Abenden in der Werkstatt zu erleben

Am 28. April kommt mit Nicola Sanis 2007 uraufgeführter Kammeroper »Falcone« die nächste Premiere in der Werkstatt der Staatsoper im Schiller Theater zur Aufführung. Erzählt wird der letzte Tag im Leben des italienischen Untersuchungsrichters Giovanni Falcone, der zu einer Symbolfigur im Kampf gegen die Mafia geworden ist und am 23. Mai 1992 zusammen mit seiner Frau und drei Leibwächtern bei einem Attentat der Mafia ums Leben kam. Nicola Sani, der zu den bedeutenden italienischen Komponisten zeitgenössischer Musik gehört, begleitet die Endproben vor Ort. Die musikalische Leitung liegt in den Händen von David Robert Coleman. Inszeniert wird der Abend von dem Theaterregisseur und Essayist Benjamin Korn, der damit sein Debüt an der Staatsoper gibt.

Ein Mann sitzt im Flugzeug von Rom nach Palermo – nur wenige Stunden vor dem Bombenattentat, das ihn und seine Ehefrau das Leben kosten wird. Es ist Giovanni Falcone, der bekannte Mafia-Untersuchungsrichter, dessen Kampf gegen das organisierte Verbrechen der sizilianischen »Cosa Nostra« 1986 zu einem spektakulären Massenprozess führte, bei dem über 400 Mitglieder der Organisation ihrer Verbrechen angeklagt werden konnten. Während der »angehaltenen Zeit des Fluges« – so der Untertitel der Oper – verbinden sich die Erlebnisse und Gedanken Falcones mit Erinnerungen und Schilderungen des bevorstehenden Attentats zu einem Mosaik aus Reflektionen über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

Dokumentarisch angelegt, wurden in dem Libretto von Franco Ripa di Meana ausschließlich historische Original-Dokumente verarbeitet: darunter Auszüge aus Zeitungsartikeln, Interviews, Justizunterlagen und privaten Briefen Falcones sowie aus Gerichtsprotokollen und Zeugenaussagen. Alle Texte wurden für die Produktion in Berlin auf Deutsch übersetzt.

»Wir beide, Franco Ripa di Meana und ich, erinnern uns noch genau, wo wir am 23. Mai 1992 waren, als sich die Nachricht vom Attentat auf Falcone verbreitete. In Italien ist es ganz üblich, dass man weiß, wo man war, als man diese Nachricht bekommen hat. Das ist ein bisschen vergleichbar mit 9/11. Für uns und für unsere ganze Generation war es ein riesiger Schock und es traf uns völlig unvorbereitet. Man kann sich die Atmosphäre, die damals herrschte, heute kaum vorstellen. Plötzlich war Palermo unter Militärkontrolle, die Stimmung war schwer und die Leute waren ganz verstört und wütend, weil sie dachten, dass sich der Kampf gegen die Kriminalität mit Falcone grundlegend geändert hatte. Es gab noch Augenzeugenberichte im Fernsehen – daran kann ich mich gut erinnern. Jetzt, zum 25. Jahrestag des Attentats, wird alles wieder an die Oberfläche kommen. Der Krieg gegen die Mafia ist noch lange nicht aufgearbeitet. Falcone ist immer noch eine offene Wunde in der italienischen Geschichte«, so der Komponist.

Giovanni Falcone wird von dem Bassbariton Andreas Macco verkörpert. In wechselnden Gesangs- und Schauspielpartien – vom Richter, über Mafiaboss bis hin zum Kronzeugen oder Freund – sind die Schauspieler Udo Samel und Klaus Christian Schreiber sowie die Sänger Martin Gerke und Milcho Borovinov zu erleben. Caroline Seibt, Friederike Harmsen, Isabelle Rejall und Nadia Steinhardt bilden ein Vokalquartett. Es spielen Mitglieder der Staatskapelle Berlin.

Am Sonntag, den 23. April um 11 Uhr findet eine öffentliche Einführungsmatinee im Istituto Italiano di Cultura Berlino (Hildebrandtstraße 2, 10785 Berlin) in Anwesenheit von Nicola Sani (Komponist), Benjamin Korn (Regisseur), Benjamin Wäntig (Dramaturg) und Sandro Mattioli (Journalist und Vorsitzender von „Mafia? Nein danke! e.V.“) statt. Die Veranstaltung wird moderiert von dem Kulturjournalisten Peter von Becker. Der Eintritt ist frei.

FALCONE – Il tempo sospeso del volo
Opera in un prologo, 26 scene e un Finale von Nicola Sani
Premiere am 28. April 2017, 20:00 Uhr
Weitere Vorstellungen am 30. April sowie 4., 6., 7., 12. und 13. Mai 2017
Staatsoper im Schiller Theater – Werkstatt
In deutscher Sprache

Eine Pressekarte reservieren wir Ihnen gerne nach Verfügbarkeit für die Premiere oder eine der folgenden Vorstellungen über: pressoffice@staatsoper-berlin.de

Eine Werkeinführung findet jeweils 45 Minuten vor Vorstellungsbeginn statt.

Tickets sowie weitere Informationen unter Telefon 030 20 35 45 55  und www.staatsoper-berlin.de