Celestina Casapietra
(23. August 1939 – 10. August 2024)
Kurz vor der Vollendung ihres 85. Lebensjahrs ist Celestina Casapietra verstorben, eine der zentralen Sängerinnen der Staatsoper Unter den Linden von den 1960ern bis zum Beginn der der 1990er Jahre. Die in Genua geborene Sopranistin wurde am Mailänder Konservatorium ausgebildet und gewann eine Reihe Gesangswettbewerbe in Italien, was ihr den Weg zu einer Karriere als Opern- und Konzertsängerin öffnete. 1961 debütierte sie am Teatro Nuovo in Mailand, es folgten Auftritte an verschiedenen italienischen Opernhäusern, u. a. in ihrer Heimatstadt Genua, in Venedig, Pisa und San Remo, darüber hinaus in Lyon. 1965 wurde Celestina Casapietra vom damaligen GMD Otmar Suitner an die Staatsoper Unter den Linden verpflichtet, wo sie sich im Laufe von knapp drei Jahrzehnten ein weit gefächertes Repertoire erarbeitete und zahlreiche Partien des italienischen, deutschen französischen und russischen Fachs gestaltete. Zu ihren herausragenden Rollen zählten Donna Anna und Donna Elvira in Don Giovanni, Gräfin in Die Hochzeit des Figaro, Fiordiligi in Così fan tutte, Mimì in La Bohème, Liù in Turandot, Elisabetta in Don Carlo, Desdemona in Otello, Alice in Falstaff, Tatjana in Eugen Onegin, Agathe in Der Freischütz, Rezia in Oberon, Elisabeth, Elsa und Eva in den Wagner-Werken Tannhäuser, Lohengrin und Die Meistersinger von Nürnberg, Micaela in Carmen, die Titelpartien in Puccinis Tosca, in Massenets Manon sowie in Strauss’ Ariadne auf Naxos und Daphne und die Marschallin in Der Rosenkavalier. In ihre Glanzzeit in den 1970er und 1980er Jahren fallen zudem zahlreiche erfolgreiche Gastauftritte, u. a. bei den Salzburger Festspielen und der Salzburger Mozartwoche, an der Wiener Staatsoper, am Teatro La Fenice Venedig, am Moskauer Bolschoi-Theater, in Paris, Prag, Kopenhagen, Helsinki, Hamburg, München und Chicago. Von 1966 bis 1983 mit dem Dirigenten Herbert Kegel verheiratet, dem Leiter des Leipziger Rundfunk-Sinfonieorchesters und der Dresdner Philharmonie, hatte sie sich für ein Leben in der DDR entschieden, jedoch mit der Möglichkeit, ihre internationale Karriere fortzusetzen und auszubauen.
An der Staatsoper Unter den Linden avancierte Celestina Casapietra zum Publikumsliebling und zu einer der prominentesten Sängerinnen. Große Resonanz erzielte sie in Wagner- und Mozart-Partien, u. a. in der legendären, von Otmar Suitner dirigierten Così fan tutte-Produktion im Apollosaal, in deren Zusammenhang auch 1969 eine Studioaufnahme entstand, in der Celestina Casapietra als Fiordiligi inmitten eines exzellenten Ensembles zu erleben ist. An der Staatsoper Unter den Linden wurde sie auch zur Kammersängerin ernannt, ihr Rückzug vom Haus 1993 erfolgte freilich unter weniger harmonischen Umständen, als Ergebnis der tiefgreifenden Umstrukturierungen in jenen Jahren. Auch nach dem Ende ihres Berliner Engagements setzte Celestina Casapietra ihre Karriere fort, als Bühnen- wie Konzertsängerin. Ihre kultivierte Stimmführung, verbunden mit großer Klangschönheit, Textverständlichkeit und persönlicher Ausstrahlungskraft fand viele Bewunderer, die bis heute an viele beeindruckende Abende mit ihr an der Staatsoper zurückdenken. Die Staatsoper Unter den Linden wird Celestina Casapietra, deren künstlerische Heimat dieses Haus über mehrere Jahrzehnte hinweg gewesen ist, ein ehrendes Andenken bewahren.
Die Intendanz