Pierre Boulez wurde 1925 in Montbrison (Loire) geboren. Nach dem Besuch der Klasse für Mathématiques spéciales in Lyon wandte er sich ab 1942 endgültig der Musik zu und ließ sich in Paris nieder, wo er am Conservatoire in Olivier Messiaens Klasse für Harmonielehre eintrat. Es folgten Studien des Kontrapunktes bei Andrée Vaurabourg-Honegger, der Analyse und Komposition bei Olivier Messiaen und der Zwölftontechnik bei René Leibowitz.
1946 wurde Pierre Boulez zum Leiter der Bühnenmusik bei der Compagnie Renaud-Barrault ernannt; im selben Jahr entstanden »Sonatine« für Flöte und Klavier, »Première Sonate« für Klavier und die erste Version von »Visage nuptial« für Sopran, Alt und Kammerorchester nach Gedichten von René Char. Von da an zeichnete sich seine Karriere als Komponist endgültig ab, wie es auch die zahlreichen Werke der folgenden Jahrzehnte bestätigten. Ganz besonders zu erwähnen sind »Deuxième Sonate« für Klavier (1947), »Structures« für zwei Klaviere (1952-1961), »Marteau sans maitre« (1954), »Pli selon pli« (1957-1962) sowie »Eclat / Multiples« (1964-1970) und »Rituel in memoriam Maderna« (1975).
1954 wurden die Concerts du Petit Marigny gegründet, die ein Jahr später den Namen Domaine Musical erhielten. Der Einladung Wieland Wagners folgend dirigierte Pierre Boulez 1966 »Parsifal« in Bayreuth, danach »Tristan und Isolde« in Japan. 1967 übergab Pierre Boulez die Leitung von Domaine Musical an Gilbert Amy. Nach seinem ersten Gastdirigat bei den New Yorker Philharmonikern im Jahre 1969, trat Pierre Boulez 1971 die Nachfolge Leonard Bernsteins als Musikdirektor des Orchesters an. Ebenfalls 1971 wurde er für vier Jahre zum Chefdirigenten des BBC Symphony Orchestra in London ernannt. Das Jahr 1976 führte Pierre Boulez erneut nach Bayreuth: Wolfgang Wagner lud ihn ein, zur 100. Wiederkehr des Uraufführungsjahres den »Ring« in der Inszenierung von Patrice Chéreau zu dirigieren. Auch in den folgenden vier Jahren stand diese Produktion unter Pierre Boulez‘ musikalischer Leitung.

Die Frage der Vergänglichkeit musikalischer Werke beschäftigte Pierre Boulez sowohl als Komponisten und Analytiker als auch als Dirigenten und Pädagogen, und daher rief er Institutionen ins Leben, die sich der langfristigen Lösung zweier Hauptprobleme der zeitgenössischen Musik widmen: einerseits der notwendigen technischen Voraussetzungen für musikalische Erneuerungen, andererseits der Verbreitung von Musik und der Entwicklung des Verhältnisses von Publikum und Musik. Auf Einladung von Präsident George Pompidou gründete und leitete Pierre Boulez IRCAM (institut de recherche et coordination acoustique/musique), das im Herbst 1977 seine Pforten öffnete. Zwei Jahre zuvor, 1975 wurde die Gründung des Ensembles InterContemporain bekanntgegeben und Pierre Boulez zu dessen Präsidenten ernannt; ebenfalls in diese Zeit fiel die Ernennung zum Professor am Collège de France. Pierre Boulez ist Autor zahlreicher Bücher und Essays über Musik, seit 1992 verbindet ihn ein Exklusivvertrag mit der Plattenfirma Deutsche Grammophon, mit der er bereits eine umfangreiche Diskographie eingespielt hat. Pierre Boulez beteiligte sich auch an anderen bedeutenden Projekten, die sich die Verbreitung von Musik zu ihrer Aufgabe gemacht haben: die Opéra Bastille sowie die Gründung der Cité de la musique seien als zwei wichtige Beispiele genannt.

Zu den Hauptwerken, die im Laufe der Jahre am IRCAM zur Aufführung kamen, gehören u. a. »Répons« (1981-1986) für sechs Solisten, Ensembles und Computer, »Dialogue de l’ombre double« (1985) für Klarinette, Tonband und Raumklangdispositiv, »... explosante-fixe ...« für Flöte, Ensemble und Computer (1991-1993) und »Anthèmes 2« für MIDI-Violine und Computer (1997). Ende 1991 legte Pierre Boulez seine Funktion als Direktor des IRCAM nieder und wurde zum Ehrendirektor des Institutes ernannt. Er widmete sich zuletzt ausschließlich der Komposition und seiner Dirigiertätigkeit, die ihn zu den berühmten Festspielen und an die Spitze der besten Orchester der Welt führte.