Kopernikus

Opéra-rituel de mort ( 1978/79)

Musik und Text von Claude Vivier

Eine Aura der Mystik umgibt den frankokanadischen Komponisten Claude Vivier, der mit seinem letzten, unvollendet gebliebenen Werk »Glaubst du an die Unsterblichkeit der Seele« seine eigene Ermordung durch einen Prostituierten in Paris quasi vorausgesehen hatte. Todestrieb, aber auch pure Lebenslust waren die beiden Konstanten, die sich durch Viviers Leben und Schaffen zogen. Auch sein einziges Musiktheaterwerk ist davon gezeichnet. »Kopernikus« schildert den Übergang vom Leben zum Tod. Dabei trifft ein Kind namens Agni, dem Namen des vedischen Feuergottes, in einem Zwischenreich auf Wesen, die alle Teil eines Ritus zur Vorbereitung auf den Tod bzw. auf die Existenz danach sind.

Die Stimmen stiften Hoffnung und Mut und nehmen verschiedenste Gestalten an: von Mozart über Tristan und Isolde bis hin zu Lewis Carroll, dessen absurde Leichtigkeit à la »Alice in Wonderland« auch Viviers Todesritual bestimmt. Auch der titelgebende Astronom ist dabei, der wie kaum ein anderer die Sicht der Menschheit auf das Universum wandelte – so wie auch der Tod die Sicht auf unser Leben verändert.
Der Stockhausen-Schüler Vivier setzt das Ritual an der Grenze der Existenz in eine faszinierende, schillernde Musik für je sieben Sänger und Instrumentalisten, in die fernöstliche Klänge ebenso hineinspielen wie Messiaen’sche Ekstasen und Anklänge an die frühbarocke Madrigaloper. Neben Teilen auf Französisch vertont Vivier das Unaussprechliche in einer Fantasiesprache, in der sich jegliche Semantik in pure Lautlichkeit auflöst. Fernab musikalischer Schreckensbilder, wie man sie aus zahlreichen Requiemsvertonungen kennt, findet Vivier zu einer unkonventionellen kosmischen Schönheit der Musik.

Medien

»[…] nichts ist banal an dieser glühenden, ausdrucksmächtigen, fremd-vertraut wirkenden Musik, durch deren rhythmische Vertracktheiten Errico Fresis´ sieben Musiker der Staatskapelle mit unerschütterlicher Ruhe führt.«

Der Tagesspiegel, 21. Januar 2019

»Die Musik, die den volltönenden Gesang ebenso wie das fade Pfeifen einschließt, ist zauberhaft.«

Der Tagesspiegel, 20. Januar 2019

»Dank der vorzüglichen Solisten mit lupenreiner Intonation kommt es zu den intensiven Obertonwirkungen, die Claude Vivier wichtig waren und die das Publikum nahezu in Trance geraten lassen.«

Berliner Morgenpost, 20. Januar 2019

»[…] engagiert zum Tönen gebracht durch Musiker der Staatskapelle Berlin mit den starken Sängern des Opernstudios, geleitet von Errico Fresis, einfühlsam ins Bild gesetzt durch Regisseur Wouter Van Looy und Bühnenbildner Sascha van Riel, der das Stück um eine ovale Grabkammer mit Glaswänden spielen lässt.«

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21. Januar 2019

»Das Menschliche, das diese Schatten in sich tragen, zeigt sich in ihrem Bedürfnis nach Kommunikation. Das arbeitet die Inszenierung von Wouter van Looy auf ernsthafte und liebevolle Weise heraus, ohne dabei das gleichsam körperlose Wesen dieser Figuren aufzulösen.«

Berliner Zeitung, 21. Januar 2019

»Oft nur einstimmig oder homophon, aus kleinen Zellen unregelmäßig wachsend, harmonisch vertraut und doch gebrochen, entwirft sie [die Musik] eine eigene Klangwelt. Ihre energetische Kraft wird vom Dirigenten Errico Fresis nicht geglättet, und die Solisten des Opernstudios können glaubhaft machen, dass es sich bei diesem kleinen, siebzigminütigen Werk eigentlich um ein ganz großes handelt.«

Berliner Zeitung, 21. Januar 2019