Ein besonders kühnes Werk ist Verdis Simon Boccanegra, kaum mit seinen anderen Opern vergleichbar. Ein wirkliches musikalisches Drama hat der Komponist entworfen und gestaltet, mit profilierten Figuren und prägnanten Solo-, Duo- und Ensembleszenen, tendenziell in dunklen Farben gehalten. Vergegenwärtigt wird die Geschichte des Genueser Doge Simon Boccanegra, eine reale Person aus dem 14. Jahrhundert, der sich politisch nach innen wie nach außen behaupten muss und darüber hinaus mit einem Familiengeheimnis konfrontiert ist.
1857 im Teatro La Fenice in Venedig auf die Bühne gekommen, nahm Verdi das Werk viele Jahre später noch einmal in seine Komponierwerkstatt zurück und formte es in so manchen Passagen entscheidend um, mit Hilfe seines Textdichters Arrigo Boito, der später die Libretti zu den beiden staunenswerten Alterswerken Otello und Falstaff schreiben sollte. Aber schon Simon Boccanegra ist mit der an der Staatsoper Unter den Linden gespielten überarbeiteten Fassung von 1881 ein Werk des pointierten musikalischen Ausdrucks und großer Emotionen.