Februar und März: Neuinszenierungen von Stockhausens »Originale« und dem Doppelabend »Tagebuch eines Verschollenen | La Voix humaine« von Janáček und Poulenc in der Werkstatt

Im Februar und März werden mit Karlheinz Stockhausens »Originale« (22., 23., 25., und 26. Februar sowie 1., 3., 4., und 5. März) sowie dem Doppelabend »Tagebuch eines Verschollenen | La Voix humaine« von Leoš Janácek und Francis Poulenc (10., 12. und 13. März) zwei erfolgreiche Werkstatt-Produktionen in neu erarbeiteter Form wieder zu erleben sein.

Ab Mittwoch, dem 22. Februar, kommt mit Stockhausens »Originale« eine Neuauflage des »Protostücks« der Fluxusbewegung, wieder auf die Werkstattbühne – mit neuen und alten »Berliner Originalen«. Nach der umstrittenen Uraufführung 1961 (Vertreter der Stadt Köln drohten dem Theater am Dom, welches die Aufführungsserie produzierte, alle Subventionen zu streichen) sowie weiteren skandalträchtigen Aufführungen 1964 in New York wurde dieses »musikalische theater« nur drei Mal wieder produziert (1990 in San Francisco, 2007 in Sindelfingen, 2014 nochmals in New York) bis es 2015 das Festival für Neues Musiktheater INFEKTION! an der Berliner Staatsoper in der Werkstatt eröffnete. Nun gibt es an acht Abenden erneut die seltene Gelegenheit dieses Werk kennenzulernen oder wiederzuentdecken.

Mit dabei sind 21 Charaktere, wie der ehemalige KaDeWe-Weihnachtsmann Peter Georgi, Franziska Hentschel, Medizinerin an der Charité, die sich mit künstlicher Befruchtung auseinandersetzt, Kostümbildnerin und Performerin Lea Søvsø als »Modedame«, Heike Liebig-Schwenke als »Garderobenfrau«, Skulpturenkünstlerin Mathilde ter Heijne, Valeri Scherstjanoi als »Dichter« sowie die Schauspieler Martin Gerke, Karina Fallenstein und Sylvana Seddig. Ein Wiedersehen gibt es mit Miloš Kozon, Drehorgelspieler vom Pariser Platz als »Straßensänger«, der Band Antinational Embassy als »Aktionsmusiker«, Schauspieler Günter Schanzmann, Sébastian Alazet als »Tontechniker«, Irene Selka als »Beleuchterin«, Vincent Stefan als »Kameramann«, Max Renne als »Dirigent«, Ni Fan als »Schlagzeugerin« sowie dem Stockhausen-Schüler Adrian Heger als »Pianist« und Georg Schütky als »Regisseur«, der den Abend neu organisiert und natürlich auch sich selbst spielt.

»Originale« besteht als Komposition, festgelegt in einer Partitur, aus 18 Szenen und sieben selbständigen Strukturen, die in beliebiger Reihenfolge vertauscht, nacheinander und mit bis zu drei Strukturen gleichzeitig aufgeführt werden sollen. Karlheinz Stockhausen verbindet seine elektroakustische Komposition »Kontakte«(hier in der Fassung für Klavier und Schlagzeug) mit einer Happening- und Eventpartitur und der Vorgabe, ein »Theater der Nicht-Repräsentation« zu schaffen. Dabei treten die Mitwirkenden »als sie selbst« auf mit der Freiheit, ihren Part eigenständig zu gestalten, wobei jede einzelne Aktion auf eine ganz bestimmte Dauer von Sekunden oder Minuten festgelegt ist, womit jeder Abend anders verläuft.

Ebenfalls neu eingerichtet wird der Doppelabend »Tagebuch eines Verschollenen | La Voix humaine« in der Regie von Isabel Ostermann und in der Ausstattung von Stephan von Wedel. Beide Stücke von Leoš Janácek und Francis Poulenc erzählen Geschichten von Liebe, Verzweiflung und Isolation. Anders als bei der Premiere (2014) werden die Werke nicht ineinander verschränkt aufgeführt, sondern nacheinander gespielt.

Ebenfalls neu ist die Besetzung mit der international gefragten Sopranistin Juliane Banse, die für die weiblichen Partien gewonnen werden konnte und damit ihr Debüt an der Berliner Staatsoper gibt.
Mit Poulencs Mono-Oper »La Voix humaine« hat sie bereits in der laufenden Saison in Köln Erfolge gefeiert. Darüber hinaus reicht ihr Opernrepertoire von der »Figaro«-Gräfin, Fiordiligi (»Così fan tutte«), Donna Elvira (»Don Giovanni«), Vitellia (»La clemenza di Tito«) über »Genoveva« (Titelpartie), Leonore (»Fidelio«), Tatjana (»Eugen Onegin«), »Arabella« (Titelpartie) bis hin zu Grete (»Der ferne Klang«). Als Rosalinde (»Die Fledermaus«) gab sie ihr US-Operndebüt 2014 in Chicago und noch in demselben Frühjahr als Zdenka (»Arabella«) an der MET. In der letzten Saison feierte sie große Erfolge in der Hauptrolle von Girgory Frids »Tagebuch der Anne Frank« am Theater an der Wien und insbesondere mit ihrem kurzfristigen Einspringen als »Heilige Johanna« in der gleichnamigen Braunfels-Oper in Köln. Auch im Konzertbereich ist die Künstlerin mit einem weit gefächerten Repertoire gefragt. Mit zahlreichen namhaften Dirigenten hat sie zusammen gearbeitet, darunter mit Lorin Maazel, Riccardo Chailly, Bernard Haitink, Franz Welser-Möst, Mariss Jansons und Zubin Mehta.

Die musikalische Leitung des Doppelabends liegt in den Händen von Günther Albers, der sowohl die Einstudierung übernommen hat als auch als Pianist auftreten wird.

Das »Tagebuch eines Verschollenen«, komponiert zwischen 1917 und 1919, in dem sich ein mährischer Bauernbursche in ein »Zigeunermädchen« verliebt, steht Janáceks Opern in seinen musikdramatischen Qualitäten in nichts nach. Die Besetzung ist ungewöhnlich: Ein Tenor (Benedikt Kristjánsson), eine Sopranistin (Juliane Banse) sowie ein unsichtbar bleibendes Vokalterzett werden lediglich von einem Klavier begleitet. In einer ganz anderen musikalischen und gesellschaftlichen Atmosphäre bewegt sich Francis Poulencs Einakter »La Voix humaine« (»Die menschliche Stimme«), komponiert 1959 nach einem Theaterstück von Jean Cocteau. Eine Frau (auch hier Juliane Banse), allein, verlassen von ihrem Geliebten, telefoniert mit dem Mann, den sie noch immer liebt, und versucht, das Geschehene rückgängig zu machen. Ihr Gesprächspartner bleibt unsichtbar und ohne Stimme, sie aber gibt ihren Emotionen unmittelbaren Ausdruck.

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