Die lustigen Weiber von Windsor

KOMISCH-PHANTASTISCHE OPER IN DREI AKTEN (1849)

MUSIK VON Otto Nicolai
TEXT VON Salomon Hermann Mosenthalnach William Shakespeare

Deutsche Romantik und italienischer Charme – und dazu ein Komödienstoff des großen Shakespeare: all das hat Otto Nicolai zu seiner »komisch-phantastischen« Oper inspiriert. Wie die »Lustigen Weiber von Windsor« den selbstgefälligen Ritter Sir John Falstaff, der seine besten Tage schon merklich hinter sich hat, buchstäblich an der Nase herumführen, ist ein Kabinettstück musikalischer Charakterisierungskunst.

Im März 1849 an der Hofoper Unter den Linden erstmals auf die Bühne gebracht, avancierte das Werk des Berliner Hofkapellmeisters Nicolai rasch zu einem Favoritstück des Repertoires. Mozarts Geist und Mendelssohns Esprit sind ebenso spürbar wie der Belcanto südlicher Prägung, Energie, Spielwitz und theatralische Komik. Textlich wie musikalisch gewinnen die Figuren individuelles Profil, während die buffoneske, mitunter hakenschlagende Handlung ein Übriges hinzutut, einschließlich der unterschiedlichen atmosphärischen Tönung der einzelnen Szenen mit ihren Tag- und Nachtseiten. Viele Jahre stand dieses lebenssprühende Werk, eine musikalische Komödie im besten Sinne, nicht mehr auf dem Spielplan der Staatsoper – jetzt kehrt die Oper mit ihrer inspirierten Musik an den Ort ihrer Uraufführung zurück.

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ERSTER AKT
Frau Fluth und Frau Reich sind Nachbarinnen. Beide haben sie einen gleichlautenden Brief von Sir John Falstaff erhalten, in dem er ihnen seine Liebe beteuert. Die Frauen wollen ihren Spaß mit dem beleibten Ritter von zweifelhaftem Ruf treiben – da ihre »Weiberehre« herausgefordert ist, schmieden sie einen Racheplan.
Herr Reich möchte seine Tochter Anna mit dem wohlhabenden Junker Spärlich verheiraten. Auch ein anderer Bewerber ist präsent, der Franzose Dr. Cajus, von der Mutter bevorzugt. Anna aber liebt nur Fenton, der materiell wenig zu bieten hat. Fenton bittet bei Annas Vater um sie, erst einfühlsam, dann immer stürmischer. Herr Reich weist ihn jedoch ab.
Frau Fluth hat Falstaff zu einem Rendezvous in ihr Haus geladen. Zwei Lektionen will sie erteilen: Sir John für seine Dreistigkeit und ihrem Mann für seine dauernde Eifersucht. Frau Reich hat Herrn Fluth mitgeteilt, dass er einen Liebhaber bei seiner Frau finden wird. 
Falstaff kommt herein und beginnt ohne Umschweife, Frau Fluth den Hof zu machen. Inmitten seiner Annäherungsversuche erscheint Frau Reich und berichtet von den anrückenden Nachbarn mit Fluth an der Spitze, der die vermeintlichen Ehebrecher in flagranti zu ertappen hofft. Schnell wird Falstaff in einem Korb schmutziger Wäsche versteckt, der sogleich in den Graben entleert werden soll. Fluth durchsucht mit seinen Leuten das gesamte Haus, ohne Erfolg. Seine Frau fühlt sich tief gekränkt ob des eifersüchtigen Wütens ihres Gatten und droht mit Scheidung – die Stimmung wendet sich gegen Fluth.

ZWEITER AKT
Nur mit Mühe hat sich Falstaff, nachdem er mitsamt der Wäsche in den Fluss geworfen wurde, ans Ufer retten können. Durchnässt und zutiefst enttäuscht sucht er Trost im Trinken. Zusammen mit Feiernden eines Junggesellenabschieds spricht er dem Alkohol zu. 
Ein Gentleman lässt sich ankündigen, ein Herr Bach, in Wirklichkeit der maskierte Herr Fluth. Dieser bittet Falstaff, die spröde Frau Fluth, in die »Herr Bach« unsterblich verliebt ist, zu verführen, damit sie, in ihrer Ehrenhaftigkeit verletzt, bereit ist, sich auch einem anderen Mann, ihm nämlich, hinzugeben. Sir John sei dafür der Richtige. Falstaff fühlt sich geschmeichelt und setzt »Herrn Bach« ungefragt davon in Kenntnis, dass er schon längst ein Verhältnis mit ebenjener Frau Fluth unterhalte. Gestern ist das Stelldichein zwar abrupt von ihrem arg eifersüchtigen Gatten, reich aber dumm, unterbrochen worden, heute jedoch ist er bereits zu einem nächsten Treffen bestellt. Herr Fluth (alias Herr Bach) vermag sich kaum mehr zu beherrschen – an seiner ungetreuen Frau wie an Falstaff will er sich rächen.
Sowohl Junker Spärlich als auch Dr. Cajus lauern Anna auf, um sie für sich zu gewinnen. Allein Fenton ist in ihrem Herzen – sie schwören sich ewige Liebe. Für die beiden chancenlosen Freier, deren Rivalität unverkennbar ist, haben sie nur Spott übrig.
Frau Fluth hat Falstaff erneut eingeladen. Und wiederum werden sie von der Nachricht überrascht, dass Herr Fluth naht, wiederum mit Helfern. Diesmal schaffen die Damen Reich und Fluth Falstaff in den Kleidern einer dicken alten Frau, der Fluth Hausverbot erteilt hatte, vom Ort des Geschehens. Herr Fluth prügelt sie hinaus, nachdem er zuvor seiner Frau heftigste Vorwürfe gemacht hat, ihn mit Falstaff betrogen zu haben. Ein zweites Mal wird das Haus durchsucht, ein zweites Mal wird niemand gefunden. Herr Fluth steigert sich in Wut und Zorn hinein – alle Versuche, ihn zu bändigen, schlagen fehl.

DRITTER AKT
Frau Reich singt ihrer in Traurigkeit versunkenen Nachbarin Frau Fluth die Ballade vom Jäger Herne, der einst im Wald von Windsor sein Unwesen trieb. Dieser Ort soll nun zum Schauplatz der Rache an Falstaff werden – der Plan dazu ist bereits entwickelt.
Anna ist von ihrem Vater aufgetragen worden, Junker Spärlich zu ehelichen, ihre Mutter hingegen wünscht sich Dr. Cajus zum Schwiegersohn. Im nächtlichen Maskenspiel soll die Trauung vollzogen werden. Von Anna wird verlangt – je nachdem, wer als Freier ausersehen ist –, sich als grüne bzw. rote Elfe zu verkleiden, damit sie von Spärlich bzw. Cajus erkannt wird. Anna aber wird, die Eltern wie die unerwünschten Bewerber täuschend, ein weißes Gewand tragen und sich mit Fenton vereinen.
Die Nacht ist hereingebrochen, nur der Schein des Mondes erhellt die unwirkliche Szenerie. Punkt Zwölf erwartet Falstaff Frau Fluth. Begleitet von Frau Reich erscheint sie, was Falstaff keineswegs unrecht ist. Zu dritt vergnügen sie sich, als sie plötzlich von einer Schar Elfen umringt werden. Diese beginnen ein nächtliches Zauberspiel, in das sich auch Anna als Titania und Fenton als Oberon mischen. Die beiden Liebenden werden zum Hochzeitspaar.
Falstaff indes wird von dem sagenhaften Jäger Herne aufgespürt, der kein Anderer als Herr Reich in Verkleidung ist. Die Geister, auch sie in Wirklichkeit Bürgerinnen und Bürger der Stadt, traktieren Falstaff, mit sich steigernder Intensität und wachsendem Furor. Spärlich im roten und Cajus im grünen Elfenkostüm stürmen aufeinander zu, im Glauben, die jeweils andere Gestalt sei die begehrte Anna. Stattdessen finden sich die beiden.
Falstaff hat Todesängste ausgestanden. Nachdem sich alle demaskiert haben, wird die Situation aufgeklärt. Sir John bittet um Verzeihung – sie wird ihm gewährt. Die Fluths laden daraufhin alle zu sich ein, während Falstaff seiner Wege zieht. Ende gut, alles gut? 

»Die Neuproduktion hat alles, um ein Publikumsrenner an der Staatsoper zu werden.« 

Berliner Morgenpost, 5. Oktober 2019

»Bei der Premiere in der Staatsoper stimmt eigentlich alles. Daniel Barenboim dirigiert seine Staatskapelle, eine exquisite Sängerbesetzung gibt dem Affen Zucker, sie scheint es zu genießen, jenseits der üblichen schweren Partien einmal das Komödiantische auszuleben. Dafür hat sich das Haus mit David Bösch einen theatererfahrenen Regisseur geholt, der alles in die emanzipatorische Moderne drehen will und mit seinen Darstellern geschickt nach jedem Gag greift.« 

Berliner Morgenpost, 5. Oktober 2019

»Barenboim und seine Staatskapelle bringen den Gefühlsreichtum der deutschen Romantik und die italienische Buffa zum Klingen. Der Zauber liegt in der Vielfalt.«

Berliner Morgenpost, 5. Oktober 2019

»Mandy Fredrich präsentiert beeindruckend die italienischen Koloraturen im Stück, Michaela Schuster die dunkelpralle Lebenslust.« 

Berliner Morgenpost, 5. Oktober 2019

»Die jüngste Generation im Stück wird berührend von Anna Prohaska als Tochter Anna und Pavol Breslik als Fenton verkörpert und ausgesungen.«

Berliner Morgenpost, 5. Oktober 2019

»Wie Barenboim und die Staatskapelle die Ouverture im romantischen Weber-Mendelssohn-Tonfall zum Leben erweckten, all den Klanggesten und Zwischentönen zugetan, gelang schon und inspiriert.« 

Süddeutsche Zeitung, 7. Oktober 2019

»Er [Daniel Barenboim] nimmt die Partitur sehr ernst, schenkt jeder Nebenstimme, jeder Begleitfloskel liebevolle Beachtung, strebt mit seiner Staatskapelle nach größtmöglicher Eleganz. Vor allem die Streicher klingen betörend schön.« 

Der Tagesspiegel, 5. Oktober 2019

»Michael Volle, der über ein Gespür für Timing gebietet wie sonst nur Sprechtheater-Profis, gibt dem Herrn Fluth Züge von hysterischer Eifersucht. Zusammen mit René Pape als Falstaff macht er das heikle Duett, in dem beide ständig beiseite sprechen müssen, ohne dadurch den Spielfluss miteinander zu verlieren, zu einem virtuosen Sketch.« 

Der Tagesspiegel, 5. Oktober 2019

»Die Probenwochen müssen euphorisierend gewesen sein, ein Workshop in kollektiver Enthemmung. Perfekt komprimierte Sprechtexte sind dabei herausgekommen, leicht heutig angeschärft, geradezu genial im Fall des jungen Liebespaares Anna (authentisch pubertär: Anna Prohaska) und Fenton (tenoral unwiderstehlich: Pavol Breslik), das sich vor allem mit Originalzitaten aus ‚Romeo and Juliet‘ verständigt.« 

Der Tagesspiegel, 5. Oktober 2019

»Mandy Fredrich serviert als Frau Fluth Koloraturen auf Hausfrauenart, locker hintiriliert statt mit Primadonnenattitüde ausgezirkelt. Das ist hohe Kunst bei einer technisch so anspruchsvollen Partie.« 

Der Tagesspiegel, 5. Oktober 2019

»Es beginnt schon mit der Ouvertüre – Barenboim lässt seine Staatskapelle sanft hineingleiten in eine Zauberwelt musikalischer Vielfalt. Traditionen verschränken sich, Haydn, Beethoven klingen nach, Bellini auch, mal verträumt, dann dramatisch. Alles glaubt man schon gehört zu haben, nur noch nie so und noch nie so elegant und leicht.« 

taz, 5. Oktober 2019

  • Portrait David Bösch

    Ein echter Shakespeare!

    Am 3. Oktober feierten »Die lustigen Weiber von Windsor« an der Staatsoper Unter den Linden Premiere. Regisseur David Bösch hat vorab über seine Inszenierung des Shakespeare-Stoffes gesprochen.
  • Teaser-Bilder Friday Favorites

    Lese- und Hörtipps zu »DIE LUSTIGEN WEIBER VON WINDSOR«

    Dramaturg Detlef Giese hat im Rahmen des Formats #FridayFavorites eine Liste mit Lese- und Hörempfehlungen rund um die Eröffnungspremiere 2019/20 zusammengestellt.
  • Die lustigen Weiber von Windsor Programmseite

    Auch Komödien haben eine kathartische Funktion

    Regisseur David Bösch, Bühnenbildner Patrick Bannwart und Kostümbildner Falko Herold im Gespräch über die Neuinszenierung der »Lustigen Weiber von Windsor«...