Idoménée

TRAGÉDIE EN MUSIQUE IN EINEM PROLOG UND FÜNF AKTEN (1712/1731)

Musik von

André Campra

Text von

Antoine Danchet

Derselbe Stoff, der Mozart später zu seiner italienischen Opera seria »Idomeneo« inspirierte, als französische Tragédie lyrique: Der Meeresgott lässt König Idoménée nur unbeschadet ein Unwetter überstehen, als dieser gelobt, aus Dankbarkeit den ersten Menschen zu opfern, auf den er am heimatlichen Strand treffen werde. Als sich das Opfer dann als sein Sohn Idamante herausstellt, gerät Idoménée in einen unlösbaren Widerstreit von Vatergefühlen, seinen Aufgaben als Souverän und religiöser Verpflichtung.

Nicht nur Vater und Sohn, König und Prinz, sondern auch die rivalisierenden Königstöchter Ilione und Électre geraten in den Strudel der göttlichen Verwicklungen. Den Gattungskonventionen der Tragédie lyrique folgend stehen nicht nur die menschlichen Leidenschaften im Mittelpunkt: Auch die nach Rache dürstenden Götter Venus und Neptun haben beeindruckende Auftritte und bringen die Oper – anders als Mozarts Version – zu einem tragischen Ende. Im Zentrum der BAROCKTAGE 2021 steht mit André Campra ein hierzulande weitgehend unbekannter Komponist. Der aus Südfrankreich stammende Campra wirkte seit den 1690er Jahren in Paris und machte in den letzten Regierungsjahren Ludwigs XIV. mit seinen rund fünfzehn damals sehr erfolgreichen Opern auf sich aufmerksam. Sein »Idoménée« besticht durch großen Formenreichtum von streng deklamierten Rezitativen über verschiedene Arienformen und Instrumentalstücke bis zu Ballettdivertissements und ermöglicht dabei einen faszinierenden Einblick in die Tragédie lyrique der Zeit zwischen ihrem Schöpfer Jean-Baptiste Lully und ihrem späteren Reformator Jean-Philippe Rameau.

Termine

Medien

Handlung

PROLOG
Der Trojanische Krieg ist vorbei, doch die Götter sind immer noch nicht zufriedengestellt: Venus, die auf der Seite der besiegten Trojaner steht, verlangt von Äolus, dem Gott der Winde, sich an ihrer Rache an den Griechen zu beteiligen: Er soll seine Windgottheiten auf das Schiff des kretischen Königs Idoménée ansetzen, um dessen Rückkehr zu vereiteln. Äolus gehorcht.


ERSTER AKT
Im Königspalast von Kreta erwartet man Idoménées Ankunft. Derweil kämpft die trojanische Prinzessin Ilione mit widerstreitenden Gefühlen: Sie musste sich Idoménées Annäherungsversuchen erwehren, ehe sie als Gefangene aus der Heimat verschleppt wurde. Allerdings hat sie sich, als ihr Schiff bei der Anfahrt auf Kreta in Seenot geriet und sie von Idoménées Sohn, dem Prinzen Idamante, gerettet wurde, in diesen verliebt, was ihr Stolz ihr eigentlich verbietet. Für die Erwiderung ihrer Liebe rechnet sie sich angesichts der ebenfalls anwesenden Prinzessin Électre keine Chancen aus.
Idamante eröffnet ihr, aus dem freudigen Anlass von Idoménées Rückkehr alle trojanischen Gefangenen in die Freiheit entlassen zu wollen. Außerdem gesteht er ihr seine Liebe, die sie erschrocken zurückweist. Die vereinten Kreter und Trojaner besingen die Macht der Freiheit und Liebe. Die Freude wird von Idamantes Getreuem Arbas abrupt beendet, der die Nachricht überbringt, dass Idoménées Schiff in einem Sturm gesunken sei. Électre zürnt, denn sie befürchtet, dass ohne Idoménées Fürsprache Idamante die fremde Prinzessin, in ihren Augen eine Sklavin, ihr vorzieht.


ZWEITER AKT
Am Meeresufer besänftigt Neptun die aufgewühlten Wogen, sodass Idoménée, dessen Schiff den Sturm doch heil überstanden hat, an Land gehen kann. Neptun erinnert den König an den Preis dafür, den Idoménée seinem Vertrauten Arcas enthüllt: Für seine Rettung hat Idoménée gelobt, den ersten Menschen zu opfern, der ihm am heimatlichen Strand begegnen werde.
Idamante kommt trauernd an den Strand, wird von Idoménée nach dessen langer Abwesenheit allerdings zunächst nicht wiedererkannt. Erst nach Nachfragen über den Grund von dessen Trauer begreift Idoménée, dass sein eigener Sohn vor ihm steht. Er flieht entsetzt und lässt Idamante völlig ratlos zurück.
Électre beschwört Venus, ihr in ihrer hoffnungslosen Situation zu helfen. Venus erweckt die Eifersucht, die Idoménée gegen seinen Sohn aufstacheln soll.


DRITTER AKT
Arcas rät Idoménée, Idamante als Électres Begleiter in deren Heimat Argos zu schicken, da er dort sicher vor der Rache der Götter sei. Bei der sich anschließenden Unterhaltung entdeckt Idoménée an Iliones Reaktion, dass sie in Idamante verliebt ist, was die Erinnerung an seine Zurückweisung und somit seine Eifersucht entfacht. Mit Mühe versucht er, sich zu bezwingen.
Électre fiebert glücklich der Abreise entgegen. Als sie mit Idamante das Schiff besteigen will, zieht erneut ein Unwetter auf. Der Meeresgott Proteus kündigt ein Meeresungeheuer an, das die Abfahrt verhindert und überall Verheerungen anrichten soll. Doch Idoménée will lieber sich selbst als seinen Sohn zum Opfer darbieten.


VIERTER AKT
Idamante will wegen seiner Zurückweisung durch Ilione den Tod im Kampf mit dem Monster suchen. Um ihn abzuhalten, gesteht ihm Ilione ihre verborgene Liebe. Gleichzeitig warnt sie ihn vor seinem Vater als Rivalen.
Idoménée fleht in einem Gebet gemeinsam mit der Priesterschaft Neptun an, auch ohne Opfer seinen Zorn ruhen zu lassen. Arcas überbringt die Nachricht, dass Idamante das Monster besiegen konnte. Idoménée sieht darin ein Zeichen, dass Neptuns Wut gestillt ist, und verspricht, zugunsten seines Sohnes abzudanken.


FÜNFTER AKT
Électre schwört Idamante grausame Rache, da er nun gemeinsam mit Ilione den Thron besteigen will.
Vor dem versammelten Volk verzichtet Idoménée auf die Herrschaft sowie auf seine Liebe zu Ilione und lässt das junge Herrscherpaar feiern. Doch die Krönungszeremonie wird vom Erscheinen der Rachegöttin Nemesis unterbrochen. Sie schlägt Idoménée mit Wahnsinn, in dem er seinen Sohn tötet. Als er wieder Vernunft annimmt, will er sich das Leben nehmen, wird dabei jedoch aufgehalten: Seine Strafe besteht darin, am Leben zu bleiben.

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