ERSTER TEIL
Bellezza (Die Schönheit) betrachtet sich wohlgefällig im Spiegel, weiß jedoch, dass ihre Schönheit eines Tages vergehen wird. Piacere (Das Vergnügen) heitert sie auf und verspricht ihr ewige Schönheit, wenn sie nur dem Vergnügen die Treue hält. Bellezza schwört, sie nie zu verlassen und sich andernfalls einer schweren Strafe auszusetzen.
Piacere warnt vor der Zersetzungskraft unnützer Sorgen, da mischen sich Tempo (Die Zeit) und Disinganno (Die Ent-Täuschung) in das Gespräch. Sie wollen gemeinsam die Vergänglichkeit der Schönheit offenlegen, die schnell wie eine Blume welke. Piacere fordert sie zu einem Wettstreit heraus; Bellezza ist nun überzeugt davon, dass die Zeit ihrer Schönheit nichts anhaben kann.
In rascher Folge wechseln die Argumente: Tempo verweist darauf, dass man nur die Gräber öffnen müsse, um sich vom Verfall der Schönheit zu überzeugen; Bellezza und Piacere betrachten es als eitle Verschwendung, sich schon in jungen Jahren mit dem Gedanken an den Tod auseinanderzusetzen. Disinganno setzt der Begrenztheit des irdischen Lebens die Unendlichkeit der Zeit gegenüber. Piacere nennt die Zeit einen unliebsamen Faktor, den man ignorieren müsse, um sich des Lebens erfreuen zu können.
Tempo und Disinganno führen ins Feld, dass es in der Natur des Menschen liegt, sich zu zerstören, während die Zeit sich stets erneuert.
Der nachdenklich gewordenen Bellezza führt Piacere alle nur erdenklichen Vergnügungen vor Augen. Unerwartete Unterstützung erhält sie, als ein anmutiger Jüngling mit verführerischen Klängen an die unvergängliche Schönheit der Musik erinnert. Bellezza ist überzeugt davon, dass die Zeit ihr dieses Vergnügen niemals rauben kann. Doch erneut gelingt es den beiden Widersachern, Zweifel zu wecken: Wenn Bellezza das Vergehen der Zeit auf Erden nicht akzeptieren wolle, solle sie sich wenigstens um ihr Seelenheil in der Ewigkeit bemühen, bevor es zu spät ist.
Verunsichert stimmt Bellezza dem Vorschlag zu, sich die Wahrheit, als deren Vertreter sich Tempo und Disinganno bezeichnen, wenigstens einmal vor Augen führen zu lassen, um sich selbst davon zu überzeugen, dass dort das wahre Vergnügen zu finden sei. Vergeblich warnt Piacere davor.
ZWEITER TEIL
Tempo fordert Bellezza auf, in den Spiegel der Wahrheit zu blicken; Piacere hingegen bittet sie inständig, die Augen davor zu schließen. Tempo belehrt sie darüber, dass ihr Leben in drei Abschnitte geteilt sei: Die Vergangenheit, die sie unnütz verschwendet habe, die Gegenwart, die im selben Moment vorübergehe, und die Zukunft, die ihr verborgen bleibe, wenn sie sich der Wahrheit entziehe.
Bellezza kann an diesen Ausführungen nichts Vergnügliches finden, macht sich aber Gedanken über ihre Zukunft, die ihr plötzlich bedrohlich erscheint. Aufgebracht erinnert Piacere sie an ihren Schwur, ein schlimmes Los auf sich zu nehmen, wenn sie dem Vergnügen abschwört.
Bellezza kann sich nicht entscheiden und wünscht sich die Möglichkeit, einen Kompromiss zu schließen. Zwei Herzen möchte sie in ihrer Brust haben, um eines dem Vergnügen, das andere der Reue zu überlassen. Tempo und Disinganno nutzen ihre Verunsicherung und schildern in eindringlichen Bildern die Vorteile eines tugendhaften Lebens. Auch für Bellezza sei es noch nicht zu spät, ihren bisherigen Weg zu ändern und ihre Fehler zu bereuen.
Bellezza verlangt Zeit, um sich entscheiden zu können. Aber die Zeit – so Tempo – sei ja bei ihr. Verzweifelt sucht Bellezza nach einem Ausweg, doch die Antworten Disingannos auf ihre Fragen rauben ihr jegliche Illusion.
Noch einmal bittet Piacere sie, sich das Leben nicht unnötig schwer zu machen, da die Zeit sie ohnehin einholen wird; doch der traurige Ton, in dem diese Bitte vorgetragen wird, führt die Entscheidung herbei: Bellezza will ihr bisherigen Leben ändern, um in der Stunde des Todes ohne Reue vor Gott zu treten. Sie übergibt sich der Führung von Tempo und Disinganno.
Ihre Schönheit scheint ihr nun verwerflich zu sein; sie entledigt sich ihres Schmuckes, verlangt nach einem Bußgewand und verwünscht den Umstand, das Vergnügen jemals kennengelernt zu haben. Wütend enteilt Piacere.
Bellezza ist entschlossen, ihr Leben als Nonne in einem abgelegenen Kloster einsam zu beenden. Sie bittet den Himmel um Beistand.