Jenůfa

JEJÍ PASTORKYŇA (IHRE STIEFTOCHTER)

OPER IN DREI AKTEN (1904)

Musik und Text von Leoš Janáček nach dem gleichnamigen Schauspiel von Gabriela Preissová

Die rigiden Moralvorstellungen einer Dorfgemeinschaft setzen eine junge Frau unter Druck: Jenůfa ist schwanger von ihrem Geliebten Števa, der sich jedoch von ihr abwendet und sein Heiratsversprechen zurückzieht. Nachdem das Kind das Licht der Welt erblickt hat, bangt auch ihre Stiefmutter, die Küsterin des Dorfes, um Jenůfas Ruf und ihre eigene Zukunft. Als sich mit Laca ein weiterer Heiratskandidat anbietet, kommt ihr der Gedanke, dass ein Leben ohne das Kind für sie alle besser wäre …

Leoš Janáčeks dritte Oper wurde durch ihre Anklänge an die Volksmusik aus der Heimat des Komponisten zu seinem ersten wirklichen Erfolg und zur »mährischen Nationaloper«. Daneben wohnt Janáčeks Musik eine besondere Eigenschaft inne: Auch wenn sie psychologische Extremzustände auslotet, die zu Gewalt und Kindsmord führen, und das Innenleben der Figuren schonungslos offenlegt, richtet sie nicht über sie. So beglaubigt die Musik sogar das finale Verzeihen – eine nach den ganzen grausigen Enthüllungen und Schuldeingeständnissen am Ende der Oper fast unmöglich scheinende Botschaft von Janáčeks Humanismus. Mit der Staatsoper Unter den Linden verbindet »Jenůfa« (auf Tschechisch »Její pastorkyňa« – »Ihre Stieftochter«) eine besondere Beziehung, denn die Berliner Erstaufführung 1924 brachte dem Werk den endgültigen Durchbruch auf deutschen Bühnen. Nach »Aus einem Totenhaus«, »Katja Kabanowa« und der »Glagolitischen Messe« in den letzten Spielzeiten findet nun die Auseinandersetzung mit zentralen Werken Janáčeks mit »Jenůfa« eine Fortsetzung.

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ERSTER AKT
Jenůfa wartet angespannt auf den Ausgang der Musterung ihres Geliebten Števa. Sie hofft inständig, dass er nicht eingezogen wurde, denn sie erwartet ein Kind von ihm. Ihre Schwangerschaft verbirgt sie vor allen. Der Schande durch ein uneheliches Kind hofft sie durch baldige Hochzeit mit Števa zu entgehen. Ihre Großmutter, die alte Buryjovka, der ihre Geistesabwesenheit nicht verborgen bleibt, mahnt sie zur Arbeit. Števas Stiefbruder Laca stört wie üblich mit giftigen Kommentaren. Für Ablenkung sorgt der Hirtenjunge Jano, der außer sich vor Freude ist, dass Jenůfa ihm das Lesen beigebracht hat.

Laca vertraut dem Altgesellen an, dass er in Jenůfa verliebt sei und deshalb den Gedanken an ihre Hochzeit mit Števa nicht ertragen könne. Der Altgesell wartet mit der Neuigkeit auf, dass Števa mal wieder Glück gehabt habe: Er ist nicht zum Militär eingezogen worden.

Ausgelassene Musik verkündet die Ankunft von Števa und seinen Kumpanen, allesamt betrunken. Jenůfas Vorhaltungen wischt Števa in seiner Spendierlaune beiseite. Er wirft prahlerisch mit Geld um sich und fordert sie zum Tanz auf.

Die Küsterin, Jenůfas Stiefmutter, gebietet dem wilden Treiben Einhalt. Sie erinnert an ihren verstorbenen Mann, Števas Onkel, der ebenfalls das Geld verprasste, trank und sie schlug. Ihrer Stieftochter möchte sie das ersparen und fordert daher eine Bewährungsprobe: Sie werde erst dann die Einwilligung zur Hochzeit geben, wenn Števa sich ein Jahr nicht betrinkt.

Allein mit Števa zurückgeblieben, fleht Jenůfa ihn verzweifelt an, sich an das Gebot der Küsterin zu halten, um die Chance auf die Heirat nicht zu verspielen. Števa lässt sein Machogehabe beiseite und bekräftigt seine Liebe.

Laca versucht, Jenůfa mit einem Blumensträußchen aufzuziehen, das Števa von einem Mädchen aus dem Dorf bekommen hat. Beim Ringen um den Strauß verletzt er sie mit seinem Messer an der Wange. Voller Reue läuft Laca davon. Der Altgesell ruft ihm hinterher, dass er es absichtlich getan habe.

ZWEITER AKT
Sechs Monate später hat Jenůfa ihr Kind zur Welt gebracht, einen kleinen Jungen, den sie ebenfalls Števa genannt hat. Um ihr die Schande zu ersparen, hält die Küsterin beide in ihrem Haus versteckt. Angesichts Jenůfas Lage ist die Küsterin widerstrebend bereit, sie Števa zur Frau zu geben, und hat ihn dafür einbestellt. Zuvor betäubt sie Jenůfa mit einem Schlafmittel.

Števa verspricht, für seinen Jungen finanziell aufzukommen, erklärt aber der fassungslosen Küsterin, Jenůfa trotz schlechtem Gewissen nicht heiraten zu können. Aufgrund der Narbe, die sie von Lacas Messerangriff zurückbehalten hat, und ihrer Wesensveränderung sei ihm seine Liebe vergangen. Mit der Neuigkeit, dass er sich bereits mit der Tochter des Dorfrichters, Karolka, verlobt habe, stürzt er davon.

Laca überrascht die Küsterin und erkundigt sich nach Jenůfa, die er noch immer liebt und wie alle anderen in Wien glaubt. Die Küsterin enthüllt ihm die Wahrheit, redet ihm aber ein, das Kind sei gleich nach der Geburt gestorben. Laca ist trotz allem bereit, Jenůfa zu heiraten. Erleichtert schickt ihn die Küsterin unter einem Vorwand weg.

Allein ihre Situation überdenkend, kommt sie zum Schluss, dass das Kind Jenůfas Zukunft im Weg steht. Sie packt es und verschwindet draußen in der eisigen Winternacht.

Jenůfa erwacht und sucht nach ihrem kleinen Števa. Als die Küsterin zurückkommt, überzeugt sie Jenůfa, dass sie mehrere Tage ohnmächtig im Fieber gelegen habe und währenddessen ihr Sohn gestorben sei. Sie versucht, Jenůfa mit der Aussicht auf eine Hochzeit mit Laca zu trösten.

Laca kommt zurück und bittet Jenůfa, seine Frau zu werden. Sie willigt ein, als sie merkt, dass er es trotz ihrer Lage ernst meint. Die Küsterin erteilt beiden ihren Segen und verflucht Števa. Plötzlich bricht sie mit einer Todesvision zusammen.

DRITTER AKT
Zwei Monate später feiern Jenůfa und Laca Hochzeit, die zur Überraschung der Gäste in aller Bescheidenheit gefeiert wird. Der Richter und seine Frau wundern sich über den gebrechlichen, kränklichen Zustand der Küsterin. Laca hat auf Jenůfas Veranlassung auch Števa und Karolka eingeladen, um sich mit ihm zu versöhnen. Die Magd Barena und einige Dorfmädchen singen ein Ständchen.

Das Brautpaar empfängt den Segen der alten Buryjovka. Als die Küsterin ihren Segen geben will, kommt Jano mit der Nachricht, dass man am Fluss die Leiche eines Säuglings gefunden habe. Jenůfa erkennt an der Kleidung ihren Sohn. Die aufgebrachte Menge beschuldigt sie, ihr Kind getötet zu haben. Die Küsterin geht dazwischen und gesteht zum Entsetzen der Anwesenden ihr Verbrechen. Jenůfa, zunächst fassungslos und wütend, will ihr trotzdem die Chance zur Buße geben: Sie verzeiht ihr. Die Küsterin wird vom Richter abgeführt.

Jenůfa bleibt allein mit Laca zurück. Trotz der Geschehnisse hält er zu ihr.

»Was die Staatsoper Unter den Linden an diesem Abend präsentiert hat und hoffentlich bald auch vor Publikum spielen wird, ist künstlerisch nicht zu übertreffen. Dafür gibt es drei Gründe. Erstens die Besetzung: Weltstar Camilla Nylund ist eine lyrische und kraftvolle, weiche und bezaubernde Jenůfa. (…) Anbetungswürdig, schlicht umwerfend ist Evelyn Herlitzius als Künstlerin, Stiefmutter und Mörderin. (…) Zweitens: die Regie – das Debüt des Italieners Damiano Michieletto an der Staatsoper (…) Simon Rattle, die Staatskapelle und der Chor der Staatsoper. Welch ein Zauber liegt in diesem Klang.«

BR Klassik, 14. Februar 2021

»Simon Rattle putscht die Berliner Staatskapelle mit einer Leidenschaft auf; als müsste er ein Melodram von Giacomo Puccini mit prallem Kangleben füllen. So wird hörbar, wie viel romantischer Überschwung noch in dem frühen Erfolgsstück ›Jenůfa‹ steckt, wie viel an Tradition, an Ausführlichkeit, an Realismus und am Aufbegehren dagegen.«

Süddeutsche Zeitung, 16. Februar 2021

»Sir Simon Rattle gelingt es bei allen Seelenstürmen in der Handlung, etwas poetische Wärme in den Figuren freizulegen«

Berliner Morgenpost, 15. Februar 2021

»Es ist musikalisch beeindruckend«

Berliner Morgenpost, 15. Februar 2021

»Diese ›Jenůfa‹ kann Sehnsüchte wecken.«

Berliner Morgenpost, 15. Februar 2021

»Es ist grandios.«

Berliner Morgenpost, 15. Februar 2021

»Alle Wärme für die bis an ihre Seelen frierenden Menschen steckt in Janáčeks Musik. Simon Rattle weiß das und liebt sie dafür von Herzen«

DER TAGESSPIEGEL, 15. Februar 2021

»Herlitzius verkörpert Musiktheater mit jeder Faser, jeder Silbe, eine unbedingte Darstellerin«

DER TAGESSPIEGEL, 15. Februar 2021

»grandios, mit welch langem Atem Rattle den emotionalen Aufruhr abbaut, wenn Jenůfa eine erfundene Geschichte über den Tod ihres Kindes erfährt«

Berliner Zeitung, 15. Februar 2021

»Welch ein Fest, diese ›Jenůfa‹ bitte bald in der Staatsoper live und real bejubeln zu dürfen.«

rbb24, 14. Februar 2021

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