King Arthur
Semi-Opera in fünf Akten (1691)
Musik von Henry Purcell
Text von John Dryden, Sprechtexte in der deutschen Übersetzungvon Wolfgang Wiens und Hans Duncker
Medien
Der kleine Arthur wird acht Jahre alt. Zu seiner Geburtstagsfeier sind Verwandte und Freunde der Familie erschienen. Arthur vermisst seinen Vater, der als Soldat ums Leben gekommen ist. Die Mutter hat lange um ihn getrauert, jetzt aber will sie in die Zukunft schauen. Sie leidet unter dem trotzigen Ungehorsam ihres Sohnes, der ihr das Gefühl vermittelt, am Tod des Vaters schuld zu sein.
Zum Geschenk bekommt Arthur von seinem Großvater ein altes Sagenbuch, in dem von den Anfängen des britischen Königreichs berichtet wird, außerdem mehrere Puppen, die Gestalten aus jenen mythischen Geschichten darstellen. Der Großvater beginnt, vom legendären Krieg der Briten gegen die Sachsen zu erzählen.
Die Könige Arthur und Oswald stehen sich gegenüber, unterstützt von ihren Zauberern Merlin und Osmond. Um Macht und Einfluss geht es, nicht minder aber auch um die schöne, blinde Emmeline, die von beiden geliebt und begehrt wird, deren Herz jedoch allein dem Britenkönig Arthur gehört. Merlin ruft zum Kampf gegen die heidnischen Sachsen auf, in den Arthur mit seinen Mitstreitern Conon, dem Vater Emmelines, dem Mönch Aurelius sowie einem schlagkräftigen Heer ziehen. Die Kriegstrompeten rufen: Zuvor jedoch erklärt Arthur Emmeline seine Liebe. Sie und ihre Amme Mathilda wünschen ihm Glück und Sieg. Inzwischen haben sich die Sachsen versammelt, um sich ihrerseits für die Schlacht zu rüsten. Sie beschwören Wotan und die anderen Götter, von denen sie Beistand erbitten. Der Erdgeist Grimbald hat bereits die Opfer herbeigeführt, die zum rituellen Sterben auserwählt sind. Nach der Opferung werden alle Sachsen in Wotans Saal gerufen, um dann gestärkt in den Kampf zu ziehen. Die Briten aber tragen den Sieg davon, die geschlagenen Sachsen müssen das Feld räumen.
Im Radio hört der kleine Arthur, dass die englische Air Force erfolgreich feindliche Stellungen bombardiert hat. Spielend stellt er die Szene nach. Sein Großvater erzählt ihm weiter von den Briten und den Sachsen, wie es sich vor langer Zeit zugetragen hat.
Der Luftgeist Philidel, der von der Seite der Sachsen auf die der Briten gewechselt ist, beklagt die Opfer des Kampfes. Merlin animiert ihn dazu, König Arthur und seinem Gefolge den richtigen Weg durch das unwegsame Land zu weisen, während Grimbald sie in die Irre zu führen sucht. Arthur erkennt in Grimbald, der sich als Schäfer ausgegeben hat, einen Boten der Hölle und des Bösen.
Nach dem Geburtstagsfest wird der Großvater, begleitet von der Gouvernante und den kleinen Arthur, in das Veteranenheim gebracht, wo er seit einiger Zeit lebt. Der Großvater möchte seinem Enkel noch den Rest des Kapitels vorlesen.
Noch bevor König Arthur von Kampf zurück ist, begeben sich Emmeline und Mathilda zu den verwundeten Kämpfern. Sie haben vom glänzenden Sieg der Briten erfahren und wollen die Heerführer jetzt erwarten. Emmeline erinnert sich an Arthurs Liebe zu ihr, die beständig bleiben soll.
Die Heimbewohner feiern den Tag von Saint George, dem Schutzpatron Britanniens. Die Stimmung wird immer ausgelassener.
Der kleine Arthur wird zu Bett gebracht. Seine Mutter erzählt ihm die begonnene Geschichte weiter.
Auf ihrem Heimweg werden Emmeline und Mathilda von fremden Männern überrascht. Es sind Oswald und Osmond. Der Sachsenkönig und sein Magier rauben die Frauen. König Arthur stellt Oswald zur Rede: Wenn er Emmeline herausgibt, würde er dem im Kampf Unterlegenen seine Krone lassen. Oswald geht auf Arthurs Bestechungsversuche jedoch nicht ein. Erst wenn die Liebe Emmelines gewonnen hat, wird er sich dem Duell stellen. Merlin spricht Arthur Mut zu: Die blinde Emmeline soll durch ein Zaubermittel wieder sehend werden, auch werde Arthur sie nicht an Oswald verlieren. Osmond jedoch spielt sein eigenes Spiel: Er verabreicht Oswald einen Schlaftrunk, um selbst der Herr zu sein.
Der kleine Arthur liegt mit starkem Fieber im Bett. Die Mutter hat deshalb Doktor Oswald rufen lassen, mit dem sie offenbar ein Verhältnis hat. Nachdem der Doktor gegangen ist, liest die Mutter dem kranken Kind ein weiteres Kapitel aus dem alten Buch vor: »Der Zauberwald«.
Philidel hat sich zu Oswalds Burg begeben, um Emmeline zu befreien. Dort trifft er auf Grimbald, der dem abtrünnigen Luftgeist eine Lektion erteilen will. Philidel aber überlistet Grimbald und setzt ihn mittels eines Zauberspruchs gefangen.
Der Junge ist inzwischen eingeschlafen. Die Mutter hat das Zimmer verlassen.
Merlin begibt sich in den Zauberwald, um zu erkunden, wie die Briten wieder wohlbehalten aus ihm herausfinden können. Philidel macht derweil durch eine magische Tinktur die Augen Emmelines wieder sehend. Zunächst erkennt sie ihr eigenes Spielgelbild, dann dasjenige Mathildas, bevor sie zum ersten Mal ihren geliebten König Arthur erblickt. Philidel verbietet ihnen, sich zu berühren, da sonst der Zauber wieder verfliegt.
Der kleine Arthur sieht sich gemeinsam mit seiner Mutter und dem Traumbild seines Vaters ein Puppenspiel an. Die dargestellte Geschichte zweier sich Liebenden übt auf alle eine starke Wirkung aus.
Merlin mahnt König Arthur, den Ort zu verlassen. Emmeline aber kann nicht entfliehen, da sie immer noch von der Zauberkraft Osmonds in Bann gehalten wird. Gemeinsam mit Mathilda bleibt sie in der Burg gefangen. Auch König Oswald ist der Gefangene Osmonds, sie alle will sich der Magier nun gefügig machen. Er initiiert ein Spiel von frierenden Geistern und Menschen, die durch die Kraft der Liebe wieder erwärmt werden. Emmeline jedoch lässt sich nicht von diesem Zauberwerk beeindrucken. Osmond will sie jetzt mit Gewalt erobern, wird aber von dem eingesperrten Grimbald vor drohender Gefahr gewarnt. Osmond vertraut auf den Schutz des Zauberwaldes, kann jedoch nicht die Flucht von Emmeline und Mathilda verhindern.
Im Traum erlebt der kleine Arthur, wie sein Vater zu ihm spricht. Er nimmt ihn mit auf eine Reise in den Zauberwald, wo ihn die merkwürdigsten Gestalten erwarten. Gemeinsam machen sie sich auf den Weg, die Mutter aus den Fängen der bösen Könige und Zauberer zu befreien: Der heldenhafte König Arthur wird seine Emmeline zurückgewinnen.
Im Zauberwald begegnet König Arthur Sirenen, Nymphen und anderen Wunderwesen. Sie suchen ihn zu verführen, Conon und Aurelius aber schreiten ein. Sie rufen ihm seine Liebe zu Emmeline ins Gedächtnis, woraufhin die Geistererscheinungen verschwinden. Die beiden Briten haben Grimbald gefesselt, während Merlin dem Zauberwald seine Kraft genommen hat. König Arthur ist fest entschlossen, Oswald zum Zweikampf herauszufordern, der endgültig über Sieg und Niederlage entscheiden soll.
Osmond lamentiert über das Misslingen aller seiner Pläne und Aktivitäten. Noch hofft er auf Oswald, dass er gegen König Arthur bestehe. Der Sachsenkönig aber verliert den Kampf, Arthur und die Briten haben auf ganzer Linie triumphiert: England ist vollends in ihrer Hand, mit den alten Göttern ist es aus. Jetzt finden auch Arthur und Emmeline zusammen. Oswald fügt sich in sein Schicksal, der Unterlegene zu sein, die Schmach ist allein bei Osmond. Merlin feiert den Sieg und blickt in die glanzvolle Zukunft Britanniens: Die Angelsachsen und die Briten werden schon bald zu einem für die Welt vorbildhaften Volk zusammenwachsen.
Mit dem Großvater und all den anderen Verwandten ist der kleine Arthur zu der Hochzeitsfeier der Mutter geladen. Bräutigam ist Doktor Oswald, der in seiner Rede an die versammelte Gesellschaft Frieden, Glück und Liebe beschwört. Der blutige Krieg ist nun zu Ende, die Zukunft gehört den Lebenden, die sie nun gestalten müssen. Das Bankett wird von einer Gruppe Betrunkener gestürmt. Der Lauf der Welt sei dies, so der Großvater zum kleinen Arthur, »was eben noch uns ewig heilig schien, ist morgen schon vergessen!« Sein Sohn, Arthurs Vater, solle ihm immer Vorbild sein und bleiben. Noch einmal erscheint er dem Jungen wie ein Traumbild. Ihm gleich solle er zu einem wahren Patrioten werden und der Nation dienen. Der kleine Arthur wird dies beherzigen: Er hat seine Lektion gelernt.
Traumschön
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18. Januar 2017
Bechtolf, vormals Schauspielchef der Salzburger Festspiele mit Hang zur Komödie, (…) ist hier ein herrlicher, stets überraschender Theaterabend gelungen, der das Vulgäre mit dem Feinen, das Beklemmende mit dem Befreienden, den Ulk mit dem Schrecken verbindet.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18. Januar 2017
Geschickt verweben die beiden Regisseure den britischen Gründungsmythos – der bei Purcell allerdings ohne die Tafelrunde und das Schwert Excalibur auskommt – mit einer filmrealistischen Story aus dem 20. Jahrhundert.
Der Tagesspiegel, 17. Januar 2017
So entsteht eine zirzensische Lustbarkeit mit hohem Schauwert, eine gut dreistündige Kurzweil, die den Geist des 17. Jahrhunderts atmet und zugleich doch auch sehr postmodern wirkt.
Der Tagesspiegel, 17. Januar 2017
Diese ‚dramatick opera’, wie Purcell und sein Librettist John Dryden ihr ästhetisch schillerndes Opus nannten, ist Unterhaltung für Erwachsene mit Kinderherzen, mal sommernachtstraumhaft, mal staatstragend, dann wieder kasperltheatralisch.
Der Tagesspiegel, 17. Januar 2017
Durch geschickte Akzentuierungen, rhythmische Finessen und den unbedingten Willen zum barocken Swing setzen Jacobs und seine Musiker zahllose Glanzlichter.
Berliner Morgenpost, 17. Januar 2017
Sven-Eric Bechtolf und sein Co-Regisseur und Bühnenbildner Julian Crouch haben den Mut und die Souveränität zum entschiedenen dramaturgischen Eingriff, der das Stück nicht modisch auseinandernimmt und dennoch neu erzählt.
Berliner Zeitung, 17. Januar 2017
Den Regisseuren geht es allein um die Magie des Spiels, die Kraft der Imagination, in der sich die Figuren und Räume aus Realität und Fantasie überblenden.
Berliner Zeitung, 17. Januar 2017
Der Abend besitzt bezwingende Bilder, zu denen außer der Sorgfalt der Personenführung auch die elementare Sprache der Szene, das lebendige Licht von Olaf Freese und die feinsinnigen Kostüme von Kevin Pollard beitragen.
Berliner Zeitung, 17. Januar 2017
Sven-Eric Bechtolf und Julian Crouch haben Henry Purcells ‚King Arthur’ grandios bearbeitet.
neues deutschland, 18. Januar 2017
Ideale musikalische Begleiterin und Sachverwalterin des Ganzen die Akademie für Alte Musik unter René Jacobs. Ein die Sinne betörendes, nichts desto weniger Einsichten vermittelndes Musiktheater.
neues deutschland, 18. Januar 2017