La Piccola Cubana

Vaudeville in fünf Bildern (1974/2022)

Musik von Hans Werner Henze,Einrichtung für Kammerensemble von Jobst Liebrecht
Text von Hans Magnus Enzensberger nach Miguel Barnet

»La piccola Cubana« erzählt die turbulente Geschichte der Varietésängerin Rachel vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Umbrüche im vorrevolutionären Kuba. Noch lange nach der Uraufführung 1974 diskutierten Hans Werner Henze und Hans Magnus Enzensberger über eine kammermusikalische Fassung ihrer von Elementen des Songspiels inspirierten Fernsehoper »La Cubana«, die in der Einrichtung von Jobst Liebrecht nun zur Aufführung kommt.

1969 veröffentlichte der kubanische Schriftsteller Miguel Barnet seinen Roman »Das Lied der Rachel« als dokumentarisch-fiktionalen »Zeugenbericht« sich verschiebender gesellschaftlicher Verhältnisse. Tivoli- und Zirkus-Bühnen bilden die Schauplätze von Rachels Erzählungen, in denen sich Erinnerung und Illusion verbinden. Für den Komponisten Hans Werner Henze, der Kuba selbst bereiste, war die Insel ein Sehnsuchtsort, der ihn politisch und künstlerisch inspirierte. Zusammen mit Hans Magnus Enzensberger konzipierte er in den frühen 1970er Jahren die Oper »La Cubana oder ein Leben für die Kunst«, deren Bezeichnung »Vaudeville« auf eine vielgestaltete szenische und musikalische Struktur zwischen Songspiel und musiktheatraler Groteske verweist. Als Gegenstück zur großbesetzten »La Cubana« entstanden eine Librettoüberarbeitung unter dem Titel »La piccola Cubana« sowie die konzertanten »Lieder und Tänze aus der Operette La Cubana«, welche die textliche und instrumentale Grundlage für die Einrichtung darstellen, die der vor 10 Jahren verstorbene Henze selbst nicht mehr realisieren konnte.

Medien

»Eine Collage aus verfremdeten Formen von Foxtrott, Tango oder Ragtime macht den rasenden Puls des kubanischen Nachtlebens hörbar.«

»Regisseurin Pauline Beaulieu bricht den Voyeurismus, indem sie den Darstellerinnen Texte der feministischen Autorin Virginie Despentes in den Mund legt.«

»Der besondere Charme des Abends liegt im Aufführungsort. Nicht viel größer als ein Wohnzimmer, bietet die Veranstaltungsreihe LINDEN 21 im alten Orchesterprobensaal Raum für experimentelle Formate in intimer Atmosphäre.«

taz, 31. Oktober 2022

»Grandios verkörpert die norwegisch-nicaraguanische Sopranistin Victoria Randem eine Künstlerin, die hoch hinaus will, aber immer wieder Rückschläge verkraften muss.«

»Regisseurin Pauline Beaulieu erweitert den männlichen Blick auf Rachels Leben um feministische Akzente[…].«

DER TAGESSPIEGEL, 30. Oktober 2022

»Gerade Rachels letztes Lied, ihr gesungener Kunst-Trotz gegen die Wirklichkeit gelingt bei Victoria Randem so ausdrucksstark und innig, dass man ihr jedes Wort glaubt […].«

Berliner Morgenpost, 29. Oktober 2022

»Besonders Victoria Randem als Rachel trägt den Abend – im Singen wie im Sprechen klar, mit beeindruckender Präsenz bis in Details der Mimik […].«

»[…] Liebrechts Neuinstrumentalisierung bewährt sich unter dem Dirigat von Adrian Heger.«

junge Welt, 31. Oktober 2022