Corona-Chronik März 2020 bis Juli 2021

Mit Strauss’ DER ROSENKAVALIER in der Inszenierung von André Heller und unter der musikalischen Leitung des Ehrendirigenten der Staatskapelle Berlin Zubin Mehta, konnte im Februar 2020 die letzte ausverkaufte Premiere vor voll besetztem Haus stattfinden. Bereits am 12. März folgte die Live-Übertragung der »Geistervorstellung« von Bizets CARMEN unter der musikalischen Leitung von Daniel Barenboim und mit Anita Rachvelishvili in der Titelpartie. In Kooperation mit dem rbb erreichte die Vorstellung über die Websites und Social-Media-Kanäle der beiden Partner rund 160.000 Zuschauer:innen.

Während des ersten Lockdowns hat die Staatsoper Unter den Linden bis zum 17. Mai auf der Website einen täglich wechselnden Online-Spielplan mit Aufzeichnungen von Opern, Konzerten und Ballett angeboten. Die Produktionen waren dank Unitel, Accentus music, Naxos, EuroArts und dem rbb jeweils für 24 Stunden kostenlos und weltweit verfügbar. In der Spitze erreichten Streams bis zu 20.000 Zuschauer:innen in 24 Stunden, im Durchschnitt waren es rund 10.000 Zuschauer:innen am Tag. Die Aufrufe kamen aus 48 Ländern von Kasachstan bis Kolumbien, allen voran – nach Deutschland – Russland, Japan, Österreich, USA, Frankreich.
Als Teil der Initiative »Der rbb macht’s« wurden neben dem CARMEN-Livestream außerdem Massenets MANON sowie Verdis MACBETH und FALSTAFF im März und April im rbb Fernsehen gesendet. Fortgesetzt wurde der Online-Spielplan der Staatsoper Unter den Linden im Juli mit den digitalen Opernnächten sowie im November mit einem BAROCKTAGE-Wochenende.

Im Auftrag von ZDF/3sat wurde das Gedenkkonzert anlässlich des 75. Jahrestages des  Kriegsendes mit Daniel Barenboim und der Staatskapelle Berlin aufgezeichnet, das 3sat am 8. Mai live/zeitversetzt übertrug und auch auf www.staatsoper-berlin.de sowie www.staatskapelle-berlin.de abrufbar war.

Vom 22. Mai bis 3. Juli wurden zehn eigen produzierte Streams spartenübergreifender Konzertprogramme veröffentlicht mit Musiker:innen der Staatskapelle Berlin, Daniel Barenboim, Sänger:innen des Solistenensembles, Pianisten des Hauses sowie einer Reihe von befreundeten Künstler:innen wie Jan Josef Liefers, Polina Semionova, Olga Peretyatko, Elsa Dreisig, Anna Prohaska, Michael Volle, René Pape u. v. a..

Ergänzt wurden die Streams durch ein besonderes Liveangebot mit den Hofkonzerten der Staatskapelle Berlin, die im Juni zwei Mal die Woche unter dem Motto: »Wenn Ihr nicht zu uns kommen könnt, kommen wir zu Euch« stattfanden. Dazu hat die ehemalige Hofkapelle in ihrem Jubiläumsjahr das Opernhaus verlassen und quer durch die Kieze in Berliner Innenhöfen gespielt. Bewohner:innen konnten sich für ihr Hofkonzert bewerben und die Musik von ihren Balkonen oder Fenstern aus live genießen. Mit dabei waren Höfe in Schöneberg, Charlottenburg, Mitte, Prenzlauer Berg, Kreuzberg und Moabit.

Zwischen März und Mai 2020 hat die Kostümabteilung der Staatsoper Unter den Linden rund 10.000 Alltagsmasken zum Selbstkostenpreis gefertigt und ausgeliefert – u. a. an das Unionhilfswerk, die Caritas sowie an Einrichtungen des Paritätischen Wohlfahrtsverbands.

Zurück aus der Sommerpause stand der Auftakt der Spielzeit 2020/21 im Zeichen des 450-jährigen Jubiläums der Staatskapelle Berlin – das immerhin mit Publikum, wenn auch in reduzierter Anzahl, begangen werden konnte: Am 29. August traten Daniel Barenboim und die Staatskapelle Berlin im Rahmen des Musikfest Berlin auf, der ursprünglich für die FESTTAGE 2020 vorgesehene Beethoven-Zyklus (die Sinfonie Nr. 1 – 8) kam zur Aufführung, und am 6. September luden die Staatsoper Unter den Linden und ihr langjähriger Partner BMW Berlin zu STAATSOPER FÜR ALLE mit der Staatskapelle Berlin auf den Bebelplatz ein. Am 11. September folgten das Festkonzert »450 Jahre Staatskapelle Berlin«, ebenfalls dirigiert von Generalmusikdirektor Daniel Barenboim sowie am 12. September ein an die geltenden Sicherheitsmaßnahmen angepasstes Geburtstagsfest für das Orchester. An diesem »Tag für die Staatskapelle Berlin« waren die Musiker:innen in wechselnden kammermusikalischen Formationen und kleinen Orchesterbesetzungen bei freiem Eintritt zu erleben. Flankiert wurde das Jubiläum durch eine Ausstellung zu »450 Jahren Staatskapelle Berlin« im Apollosaal, eine CD-Edition bei der Deutschen Grammophon, das Buch »Im Klang der Zeit« sowie zahlreiche (digitale) Kampagnen.

Ebenfalls vor reduziertem Publikum konnte die diesjährige Eröffnungspremiere am 3. Oktober mit Luca Francesconis QUARTETT in der Regie von Barbara Wysocka, unter der musikalischen Leitung von Daniel Barenboim und mit Mojca Erdmann sowie Thomas Oliemans stattfinden. Zu erleben waren außerdem u. a. Vorstellungen von Strauss’ ARIADNE AUF NAXOS, Bizets LES PÊCHEURS DE PERLES mit reduziertem Chor sowie Mozarts DIE ZAUBERFLÖTE, in einer gekürzten Version ohne Pause, sowie die Uraufführung von Simon Steen-Andersens WALK THE WALK im Rahmen von LINDEN 21.

Um auf die prekäre Situation freischaffender Musiker:innen aufmerksam zu machen, übertrugen der rbb und die Staatsoper Unter dem Linden ein Geisterkonzert der Staatskapelle Berlin unter Daniel Barenboim im weltweiten Livestream am 15. November. Der damit verbundene Spendenaufruf brachte dem Nothilfefonds der Orchesterstiftung über 36.000 € ein. Zuvor hatten die Musiker:innen der Staatskapelle Berlin und Daniel Barenboim in den eigenen Reihen für den Nothilfefonds gesammelt und insgesamt 55.000 € gespendet.

Im Rahmen der digitalen BAROCKTAGE im November hat die Staatsoper Unter den Linden auch die Kooperation mit der Universität der Künste Berlin (Studiengang »Bühnenbild« und »Institut Kunst«), der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch sowie dem Hochschulübergreifenden Zentrum Tanz Berlin (Studiengang »Choreographie«) ins Digitale verlegt: Unter dem Titel NEVER LOOK BACK wurden vier Performances filmisch begleitet und Ende November auf dem YouTube-Kanal der Staatsoper Unter den Linden veröffentlicht.

Im Dezember konnte die Premiere von Wagners LOHENGRIN, in der Regie von Calixto Bieito und unter der musikalischen Leitung von Matthias Pintscher, stattfinden. Nach wie vor ohne Publikum im Saal, aber dank ZDF/arte mit einer Liveübertragung in der Nacht vom 13. auf den 14. Dezember für über 21.000 Zuschauer:innen in Europa. Die Aufzeichnung in der Mediathek verzeichnete im Schnitt weitere 5.000 Aufrufe pro Tag und war bis zum 15. Januar 2021 auf arte CONCERT verfügbar.

Zum Ausklang des Beethoven-Jahres 2020 setzten die Staatskapelle Berlin und Daniel Barenboim ein Zeichen mit der Aufführung von vier Sinfonien des Wiener Klassikers: Anfang Dezember wurden die Sinfonien Nr. 4, 5, 6 und 8 aufgenommen und waren im Anschluss für 90 Tage im Stream auf arte CONCERT für den deutsch- und französischsprachigen Raum in Europa verfügbar.

Im Februar feierte Leoš Janáčeks JENŮFA, dirigiert von Simon Rattle und in der Regie von Damiano Michieletto, der mit dieser Produktion sein Hausdebüt gab, Premiere – dank unserer Partner Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb), 3sat und dem Bayerischen Rundfunk (BR) als Fernseh- und Hörfunkübertragung sowie als Stream. Die Produktion wurde live zeitversetzt in 3sat ausgestrahlt, gestreamt und war bei rbbKultur und auf BR-Klasssik im Radio zu hören.

Ebenfalls im Februar war für das junge Publikum die deutschsprachige Erstaufführung von Lucia Ronchettis Kinderoper PINOCCHIOS ABENTEUER als Stream auf der Website der Staatsoper Unter den Linden zu erleben. Der Stream war für 30 Tage kostenfrei abrufbar. Darüber hinaus hat die Staatsoper Unter den Linden den Stream Berliner und Brandenburger Grundschulen bis zum Ende des Schuljahres zur Verfügung gestellt, um den Unterricht und das Homeschooling durch einen digitalen Opernbesuch zu ergänzen. Dazu gab es für Schulklassen die Möglichkeit, einen digitalen Workshop zur Einführung oder Nachbereitung der digitalen Vorstellung kostenfrei zu buchen.

Am 1. April feierte Wolfgang Amadeus Mozarts LE NOZZE DI FIGARO in der Regie von Vincent Huguet und unter der musikalischen Leitung von Daniel Barenboim als Stream auf MEZZO TV und auf der Webseite der Staatsoper Unter den Linden Premiere. Zum Ensemble zählten u. a. Elsa Dreisig (Gräfin Almaviva, Rollendebüt), Nadine Sierra (Susanna), Emily D’Angelo (Cherubino), Gyula Orendt (Graf Almaviva, Rollendebüt) und Riccardo Fassi (Figaro).

Anlässlich des 85. Geburtstags von Zubin Mehta, Ehrendirigent der Staatskapelle Berlin, war am 29. April auf arte CONCERT sowie auf den Websites der Staatsoper und Staatskapelle Berlin ein Geburtstagskonzert im Stream zu erleben. Es spielte die Staatskapelle Berlin unter der musikalischen Leitung von Zubin Mehta mit Daniel Barenboim, seinem langjährigen Freund und Wegbegleiter, als Solist am Klavier. Das Konzert war am Geburtstag selbst im Stream für 24 Stunden weltweit erlebbar sein. Danach war das Konzert auf der arte Website für 30 weitere Tage europaweit abrufbar.

HOMO DEUS, die 2020 entstandene Hörspielproduktion des Jugendklubs der Staatsoper Unter den Linden, wurde aus 104 bundesweiten Bewerbungen als eines von elf Projekten für die diesjährige digitale Ausgabe des Theatertreffens der Jugend ausgewählt und war im Rahmen des Festivals am 31. Mai online zu erleben.

Vom 13. Juni bis 3. Juli fand das Saisonabschlussfestival mit 14 Veranstaltungen vor Live-Publikum statt – darunter sechs Vorstellungen der Neuproduktion von Puccinis LA FANCIULLA DEL WEST in der Regie von Lydia Steier. Die Premiere dieser »Wild West«-Oper am 13. Juni fand zusätzlich zur Vorstellung im Opernhaus und zum Live-Stream, dank unseres Hauptpartners BMW, auch als Autokino auf dem Gelände des Flughafen Tempelhofs statt. Antonio Pappano war nicht nur als Operndirigent zu erleben, sondern leitete die Staatskapelle Berlin am 21. und 22. Juni auch bei zwei Sinfoniekonzerten mit einem Tschaikowsky-Programm. Das 200-jährige Jubiläum der Uraufführung von Carl Maria von Webers DER FREISCHÜTZ wurde am 20. und 26. Juni mit zwei konzertanten Aufführungen gefeiert. Am 19. und 20. Juni war das Opernkinderorchester, ein Projekt, das in Zusammenarbeit mit allen bezirklichen Musikschulen Berlins ermöglicht wird, unter der Leitung von Giuseppe Mentuccia erstmals nach zwei Jahren wieder zu erleben. Am 23. Juni lud die Staatsoper Unter den Linden zusammen mit Kultursenator Dr. Klaus Lederer zum KONZERT FÜR BERLIN mit der Staatskapelle Berlin unter der Leitung von Daniel Barenboim. In Kooperation mit KulturLeben Berlin – Schlüssel zur Kultur e.V. waren die Tickets für dieses Konzert kostenfrei. Das Konzert wurde den Opfern des israelisch-palästinensischen Krieges gewidmet. Zusätzlich zu den 14 Veranstaltungen in Berlin war die Staatskapelle Berlin unter der Leitung ihres Chefdirigenten mit drei Konzerten zu Gast in der Philharmonie de Paris, als erstes auswärtiges Orchester nach der erzwungenen Pause.