Il Primo Omicidio

ORATORIUM IN ZWEI TEILEN (1707)

MUSIK VON Alessandro Scarlatti

Das Böse kennt keinen Trost. Kain erschlägt seinen Bruder Abel und begeht damit den ersten Mord in der Geschichte der Menschheit. Die Empfindung von Neid, Ungleichheit und Ungerechtigkeit als Ursprung unmoralischen Handelns und Selbstjustiz ist das Thema von »Il Primo Omicidio«. In der Inszenierung von Romeo Castellucci wird das selten aufgeführte Werk zur Meditation über die Bedingung des Menschseins.

Die Arbeiten des italienischen Regisseurs sind geprägt von einer kraftvoll suggestiven Bildsprache, in welcher Musik, Licht und Bildende Kunst miteinander verschmelzen. Mit dem 1707 in Venedig uraufgeführten Oratorium »Il Primo Omicidio ovvero Caino« von Alessandro Scarlatti setzt sich Castellucci nach »Moses und Aron« erneut mit einem biblischen Stoff auseinander: die Geschichte von Kain und Abel steht im Zentrum des Librettos von Pietro Ottoboni, das die Konsequenzen der Vertreibung aus dem Paradies weiter schreibt. Der italienische Komponist Alessandro Scarlatti gilt mit seinem vielfältigen Œuvre als wegweisender Reformer der Barockmusik, der viele seiner Zeitgenossen dazu inspirierte, neue musikalische Wege zu bestreiten. Er entwickelte die vorherrschende Opernpraxis weiter und schuf die Vorläufer des Streichquartetts und der klassischen Sinfonie. Lange Zeit war »Il Primo Omicidio« von der Bildfläche verschwunden. Erst 1964 wurde die Partitur wieder aufgefunden und erlebt seitdem eine Renaissance.

Medien

»Castellucci ist Gesamtkunstwerker, zeichnet auch für Bühne, Kostüme und Licht verantwortlich. Das Geschehen entfaltet sich wie unter Wasser: Eine Leinwand füllt die Bühnenöffnung, Schatten und Schemen ballen sich auf ihr, Linien, Strich und Felder leuchten auf, alles abstrakt, aber es zeichnet schlüssig Stimmungen nach.«

Der Tagesspiegel, 3. November 2019

»René Jacobs betont die bewusste Strenge von Scarlattis Musik in diesem Werk, die den Mystizismus der Vorlage umso eindringlicher umsetzt. Es gelingt ihm, die Sängerinnen und Sänger genau zu jedem Maß an Demut anzuhalten, das zur biblischen Geschichte passt und dennoch genügend Raum lässt für individuellen Profilierung.«

Der Tagesspiegel, 3. November 2019

»Den immer etwas trockenen Klang von Originalinstrumenten balanciert das B’Rock Orchestra mit kraftvoll-stürmischem, pointiertem Spiel aus.«

Der Tagesspiegel, 3. November 2019

»René Jacobs hat das Genter B‘Rock Orchester nicht zu rau klingen lassen, die Solisten haben das Publikum entzückt und so endet der knapp dreistündige Abend mit Jubel und Applaus.«

BR Klassik, 2. November 2019

»Das Brüderpaar ist mit den beiden Mezzosopranistinnen Kristina Hammarström (Caino) und Olivia Vermeulen (Abele) blendend besetzt.«

Kieler Nachrichten, 4. November 2019

»Olivia Vermeulen in der Rolle des Abel zeigt sich stimmlich durchschlagskräftig und in der sängerischen Gestaltung feingliedrig (…)«

Berliner Morgenpost, 5. November 2019

»Die wunderbare Olivia Vermeulen scheidet als Abel rollenbedingt zu früh aus; der Klarheit ihres Mezzosoprans und des subtilen Ausdrucks ihres Vortrags wird man nicht müde.«

Berliner Zeitung, 4. November 2019

»Die Mezzosopranistin Olivia Vermeulen gibt einen lichtdurchfluteten, mitunter vor Optimismus berstenden Macher Abel, ihre Fachkollegin Kristina Hammarström einen bewusst kantigeren Kain. Birgitte Christensen verleiht mit rundem Sopran der Eva Wärme.«

concerti, 2. November 2019

»Gegen Ende der Oper wird [Birgitte] Christensen (…) einer Arie vom Verlust ihrer Kinder Kain und Abel unter herzzerreißender Begleitung zweier Soloviolinen so sehr Seele einhauchen, dass die bibische Archaik vollends der Empfindsamkeit des noch nicht mal angebrochenen bürgerlichen Zeitalters zu weichen scheint.«

Berliner Morgenpost, 5. November 2019

»Der Gesang des formidablen Altus‘ Benno Schachtner wird bis in alle Verästelungen der Koloraturen so lyrisch wie majestätisch von einer weichen Barockpause aus dem Orchestergraben begleitet: Dies ist eine der ganz unmittelbaren akustischen Versinnbildlichungen religiösen Gehalts, für welche die modernen Hörer Scarlatti dankbar sein können.«

Berliner Morgenpost, 5. November 2019

»Der Stimme Gottes (la voce di Dio) verleiht der Countertenor Benno Schachtner balsamischen Wohlklang und der finnische Bariton Arttu Kataja gibt der Stimme des Luzifer (Voce di Lucifero) einen verführerisch-dämonischen Ton.«

Kieler Nachrichten, 4. November 2019

»Countertenor Benno Schachtner und Bassbariton Arttu Kataja geben den Stimmen Gottes und Satans jeweils dramatisches Profil. Unbedingt zu erwähnen sind die Kinderdarsteller als Doubles der handelnden Figuren, ohne deren enorme Präsenz das gesamt Konzept dieser besonderen Spielart von barockem Musiktheater nicht aufgehen würde.«

concerti, 2. November 2019

»Der Reiz dieser stringent gedachten Produktion ist, dass sie subtil eine eigene Haltung zur Geschichte als Angebot bietet und gleichzeitig atmosphärisch eindrucksvolle Assoziationsräume eröffnet (…)«

concerti, 2. November 2019

  • DAS BÖSE, EINE FRAGE DER TRANSPARENZ

    Die Empfindung von Neid, Ungleichheit und Ungerechtigkeit als Ursprung unmoralischen Handelns und Selbstjustiz ist das Thema von »IL PRIMO OMICIDIO«.
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