Thomas Keller
Mehr als 25 Jahre war er der Solo-Tubist der Staatskapelle Berlin, der mit seinem besonderen Klang den Blechbläsern des Orchesters und der Staatskapelle insgesamt ein Fundament gegeben hat. Thomas Keller, aus dem Saarland stammend, begann zunächst mit dem Trompetenspiel, wechselte aber bereits im Alter von elf Jahren zur Tuba. Bei den Tubisten Henrik Tietz und Bernd Schäfer vom Saarländischen Staatsorchester wurde er ausgebildet, ebenso an der Musikhochschule Saarbrücken bei Markus Hölzel sowie weiterführend bei Robert Tucci, dem Solo-Tubisten des Bayerischen Staatsorchesters München. Frühzeitig, mit 22 Jahren, kam Thomas Keller in die neu gegründete Orchesterakademie bei der Staatskapelle Berlin, hier gehörte er dem ersten Jahrgang an. Generalmusikdirektor Daniel Barenboim erkannte das außergewöhnliche Potential des jungen Musikers und förderte ihn – mit dem folgerichtigen Schritt, dass er 1999 nach erfolgreichem Probespiel als festes Mitglied an die Staatskapelle Berlin engagiert wurde.
Bei den Opern- und Konzertaufführungen des Orchesters in Berlin und auf weltweiten Gastspielreisen hat sich Thomas Keller mit seinem Können und seinem Klangsinn maßgeblich in das Spiel der Staatskapelle Berlin eingebracht. Seine technische Souveränität hat ebenso beeindruckt wie die große Ruhe und Sicherheit, die er ausgestrahlt hat. Sein warmer und weicher, zugleich sonorer, obertonreicher und farbiger Klang fügte sich organisch in den Tonsatz der Blechbläser ein und gab ihm und dem Gesamtklang des Orchesters ein charakteristisches Gepräge. Insbesondere bei den Aufführungen und Aufnahmen der großen Werke von Wagner, Bruckner und Strauss kamen diese Qualitäten in besonderem Maße zur Geltung.
Als Tubist von internationalem Format war Thomas Keller weithin anerkannt. Oft spielte er als Gast bei Spitzenorchestern wie den Wiener und Berliner Philharmonikern, beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks oder beim Lucerne Festival Orchestra, in das er 2009 von Claudio Abbado berufen wurde. Zudem spielte er regelmäßig in renommierten Blechbläserensembles, darunter auch gemeinsam mit seinen Kollegen im „Hausensemble“ Lindenbrass. Auch als Solist war er gefragt – mehrfach hat er Tubakonzerte öffentlich gespielt, 2008 trat er gemeinsam mit der Staatskapellen-Flötistin Simone Bodoky-van der Velde und Daniel Barenboim im Großen Saal der Staatsoper Unter den Linden auf, wo sie gemeinsam das Trio Komposition I: Dona nobis pacem von Galina Ustvolskaya zur Aufführung brachten.
Oft und gern spielte Thomas Keller auf alten bzw. restaurierten Originalinstrumenten, bezogen auf das jeweilige Repertoire und den spezifischen Klang, das dieses erfordert. Sein Wissen und Können hat er auch als geschätzter Pädagoge weitergegeben, u. a. an der von der Barenboim-Said-Stiftung getragenen Academia des Estudios Orquestales in Sevilla sowie an der Universität der Künste und der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ Berlin.
Innerhalb der Staatskapelle Berlin hat sich Thomas Keller von Anfang an große Sympathie erworben. Er war ein liebenswürdiger, humorvoller Mensch, bodenständig und verlässlich, zugleich von eigenständiger und individueller Art, ein wirklicher Charakter. Wenige Tage vor seinem 50. Geburtstag ist Thomas Keller auf tragische Weise, infolge eines erlittenen Schlaganfalls kurz vor einer Probe von Wagners Götterdämmerung, verstorben. Die Staatsoper Unter den Linden und die Staatskapelle Berlin, die für viele Jahre das Zentrum seiner musikalischen Tätigkeit bildeten, sind ihm zu großem Dank verpflichtet und werden Thomas Keller ihr ehrendes Andenken bewahren.
Im Namen der Staatskapelle Berlin und der Staatsoper Unter den Linden